Gespräch mit SPIEGEL-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit
Er sei ein Journalist mit „Migrationshintergrund“, erzählte „Spiegel“-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit den rund 100 Gästen des Hamburger Presseclubs, die er am Dienstagabend in dem Verlagshaus an der Ericusspitze zum Gedankenaustausch empfangen hatte – und bezog sich mit seiner Aussage darauf, dass er vom klassischen Printjournalisten längst auch zu einem „Onliner“ geworden ist und rund 70 Prozent seiner Arbeitszeit mit dem digitalen Zweig verbringen würde. Um die Transformation des Geschäftsmodells mit seinen Chancen und Risiken ging es ohnehin vertiefend in dem Podiumsgespräch, das die Club-Vorstände Ilka Steinhausen (NDR) und Matthias Iken (Abendblatt) moderierten.
Sein Job, so der gut aufgelegte Kurbjuweit, bestehe vor allem im „Reden und Zuhören“, er sei mittlerweile eher ein Redaktionsmanager als ein Journalist – was er aber als Etappe in seinem langen Berufsleben als Bereicherung empfinde. Anlass des Treffens war auch das bevorstehende Jubiläum von „Spiegel Online“, das im Oktober 1994 – also vor rund 30 Jahren – erstmals im damals ganz frischen Internet an die Öffentlichkeit trat. Damals hätten einige Kolleginnen und Kollegen das richtige Gespür für den Trend gehabt, später sei aber zu lange darüber diskutiert worden, wie die weitere Monetarisierung des Digitalangebots aussehen soll, bis dann doch die Entscheidung für das Pay-Modell fiel. „Das hat uns am Ende vielleicht sogar gerettet“, so Kurbjuweit.
Aber auch das gedruckte Nachrichtenmagazin soll es noch lange geben. Auf die Frage, ob das auch im Jahr 2040 der Fall sein werde, gab es ein klares Ja. Für das kommende Jahr kündigte Kurbjuweit an, dass sich das Heft deutlich verändern werde. Am Standort Hamburg wolle der Verlag unbedingt festhalten, auch wenn das Büro in Berlin gleichzeitig wachsen werden.
Im Anschluss an den munteren Talk und vielen Fragen der Mitglieder kündigte Presseclub-Präsident Jörn Lauterbach an, dass es neben einer Veranstaltung im September gleich zwei im Oktober geben wird – beide im Rahmen der Woche der Pressefreiheit. Davon wird der Abend am 16. Oktober nach einem Austausch mit hochkarätigen Gästen mit einer kleinen Party verbunden sein – die Einladungen kommen im Frühherbst.
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